Steckruten spielen uns manchmal einen Streich. Sie sind verklemmt. Die Teile lassen sich nicht auseinandernehmen. Das ist auch mir an einem regnerischen Sommertag im vergangenen Jahr passiert.
Die Rutenringe taugen nicht als Drehgriffe. Jegliche Zangen sind tabu. Ein Lappen brachte leider nicht ausreichend „Grip“. Also kramte ich meine gummierten Arbeitshandschuhe aus dem Kofferraum heraus. Diese führten damals zum gewünschten Ergebnis.
Doch auch Teleskopruten sind betroffen. Sie lassen sich plötzlich nicht mehr einschieben. Hilft ein leichtes Aufstampfen mit dem Handteil auf Holz nicht weiter und alle sanften Versuche am Gewässer fruchten nicht, dann bleibt nur der Rücktransport der verklemmten Rutenteile im Stück. Im Haus stellt man die Rute einfach in den kühlen Keller, und nach einigen Tagen lassen sich manchmal die Teile wie von Zauberhand ganz ohne Gewalt normal einschieben oder trennen (Steckruten). Naja, ganz so unerklärlich ist das nicht. Die Temperatur der Rutensegmente hat sich geändert. Kohlenstofffasern haben einen Wärmeausdehnungskoeffizienten, der geringer ist als der von Metall. Aber es gibt diese Ausdehnung.
Hartnäckige Fälle
Sind obige Versuche bereits gescheitert, so kommt man eventuell mit Topflappen aus Silikon zum Ziel. Bitte hierbei vorsichtig zu Werke gehen, denn mit diesen Topflappen kann man extrem stark zupacken. Gerade bei Drehbewegungen könnte eine Rute einfach wegbrechen.
Auch kaltes Wasser auf das innenliegende Teil und warmes Wasser auf das außenliegende Teil kann helfen. Bitte kein heißes Wasser nehmen; keinen Föhn, kein Heißluftgebläse oder Toaster einsetzen. Angelruten werden in der Produktion bei 130 – 140° Celsius „gebacken“. Das Rutenmaterial reagiert bereits weit unterhalb dieser Temperaturen und kann durch zu große Hitze nachhaltig geschädigt werden.
Von Angelkollegen habe ich auch gehört, dass sie nahe der Verbindung um beide Rutenteile eine richtig dicke Umwicklung mit Kreppband aufbrachten. Somit konnten sie besser anfassen, und dickere „Griffe“ übertragen einfach mehr Kraft. Auch hier gilt: zu viel Krafteinsatz endet mit Bruch.
Mehr Kraft ist auch das Stichwort für die Lösung per Hocke – dies gilt nur für verklemmte Steckruten, also Zug. Die Rutenteile werden mit beiden Händen hinter den Kniekehlen gehalten – Hände außen an den Beinen. Jetzt drücken wir mit den starken Beinmuskeln unsere Hände plus Rutenteile auseinander. Ein Verkanten der Steckverbindung ist hier wesentlich gringer als bei Zugversuchen vor der Brust.
Update vom 12.06.2024:
Hatte meine Fliegenrute im Angelurlaub immer nur mittig schnell auseinander genommen hinter dem Fahrersitz transportiert. Dann ließen sich zwei Teile nicht mehr trennen; sehr hartnäckiger Fall. Erst nachdem die Rute zwei Tage in der heimischen Wohnung stand, konnte das Problem mit etwas Kraftauswand gelöst werden.